Verkehrskonzept Löbtau – keine Revolution zu erwarten

Am Mittwoch, 01. März 2023 fand eine Bürgerdialog-Veranstaltung zum Planungsstand des “Verkehrskonzepts Löbtau” im Gemeindesaal der Kirchgemeinde St. Antonius statt. Der Saal mit gut 80 Plätzen war gut gefüllt, was bei diesem Thema zu erwarten war.

Aufgabe des Verkehrskonzepts

Das Verkehrskonzept Löbtau wurde bereits mit Beschluss vom 20.09.2018 (A0439/18) vom Stadtrat in Auftrag gegeben.

Zusätzlich hat der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften am 11.01.2023 beschlossen, dass dieses Jahr in Löbtau ein Verkehrsversuch zur drei-spurigen Führung der Kesselsdorfer Straße zwischen Werner- und Rudolf-Renner-Straße durchgeführt werden soll. Auch die daraus gewonnen Erkenntnisse sollen im Verkehrskonzept berücksichtigt werden.

Betrachtungsgebiet

Folgendes Gebiet wird für das Verkehrskonzept Löbtau betrachtet: Im Norden begrenzt durch die Coventry-Straße, im Süden durch den Bienertpark, im Westen durch die Dölzschener und Rabenauer Straße und im Osten durch die Tharandter und Löbtauer Straße.

Das Verkehrskonzept wird vom Ingenieurbüros IVAS erstellt. Die Präsentation hat der Inhaber und Projektleiter Dirk Ohm übernommen.

Analyse der aktuellen Situation

Autoverkehr

Schwerpunkt der Präsentation war der Straßenverkehr. Es wurde der Rückgang der Verkehrszahlen auf der Kesselsdorfer Straße gezeigt. Die Verlagerung des Durchgangsverkehrs auf die Coventry-Straße nach der Sperrung im Bereich der Zentralhaltestelle und des Umbaus der Kreuzung Julius-Vahlteich-Straße hat sich demnach wie gewünscht eingestellt. Der verbleibende Verkehr hat sein Ziel bzw. Quelle tatsächlich meist innerhalb Löbtaus.

Im Nebenstraßennetz besteht schon jetzt fast überall Tempo 30. Entweder als 30er Zone oder durch Geschwindigkeitsbegrenzungen wie auf der Reisewitzer Straße.

Zum befürchteten Schleichverkehr wurden mit dem Verkehrsmodell Untersuchungen durchgeführt. Akut sieht man keine Probleme damit, auch weil das Nebenstraßennetz eine (gewünscht) schlechte Durchlässigkeit hat.

Wenn es trotzdem zu merklichen Schleichverkehren kommt, könnte man mit Verkehrsorganisatorischen Maßnahmen wie

  • Einbahnstraßen
  • Abbiegeverbote
  • Durchfahrtssperren
  • Diagonalsperren
  • bauliche Maßnahmen
  • u.a.

reagieren.

Parken

Man hat alle Parkplätze im Untersuchungsgebiet gezählt. Sowohl die im öffentlichen Raum als auch die auf Privatflächen. Die exakte Summe insbesondere bei den Privatflächen ist sicher nicht zu ermitteln. Aber die Größenordnung genügt hier. Es gibt demnach ca. 8000 Stellflächen, wobei sich 4450 im öffentlichen Raum befinden. Davon sind lediglich 175 Kurzzeitparkplätze.

Insgesamt hat man eine Auslastung von 80-85% der verfügbaren Parkplätze im öffentlichen Raum festgestellt. Dazu wurden die Parkplatzauslastung mehrmals täglich gezählt. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Autos zum überwiegenden Teil tatsächlich im Laufe eines Tages bewegt werden. Somit empfiehlt man die Einführung eines Bewohnerparkens nicht. Auch eine Ausweitung von Kurzzeitparkplätzen sieht man nicht als notwendig an.

Ein Fußweg von 300m zwischen Parkplatz und Ziel wird als zumutbar angesehen. Diese Entfernung wird auch für die Versorgung mit ÖPNV-Haltestellen herangezogen. Soweit ist das natürlich gerecht und nachvollziehbar. Manch Autofahrer empfindet diese Entfernung allerdings schon als weit. Standard-Gegenargument ist dann immer der Wochenendeinkauf. Dass Ausladen und Parken zwei unterschiedliche Dinge sein können, wird hier gerne vernachlässigt.

Fahrradverkehr

Neu und äußerst interessant ist die vorgeschlagene Radverbindung über die Malterstraße und Clara-Zetkin-Straße, die man als wichtigen Lückenschluss bewertet. Diese ist wohl bisher im Radverkehrskonzept nicht enthalten. Die Straßen sind zwar in einem miserablen Zustand für den Radverkehr. Wenn das aber Einfluss in die Priorisierung der Straßensanierungen nimmt, könnte sich hier vielleicht mittelfristig was verbessern.

Insgesamt sieht man die Pflasteroberfläche im Nebenstraßennetz als größtes Problem an.

Einzelne Fahrradstellplätze wären im Bereich von Blockbebauung sinnvoll. Ansonsten sieht man hier keinen Mangel, da Fahrräder meist auf privaten Grundstücken abgestellt werden.

Fußverkehr

Man hat Fußgängerströme und Querungsmöglichkeiten analysiert und mit den bereits geplanten Verbesserungen z.B. an der Lübecker Straße / Wernerstraße (Ampel) und Tharandter Straße / Anton-Weck-Straße bzw. Tharandter Straße / Clara-Viebig-Straße abgeglichen.

Auch ein Analyse der Barrierefreiheit wurde durchgeführt.

Punktuell empfiehlt man neue Fußwege-Verbindungen wie z.B. zwischen Wiesbadener Straße und Clara-Zetkin-Straße.

Öffentlicher Personen Nahverkehr (ÖPNV)

Insgesamt hält man das Gebiet für gut erschlossen, wenn man den 300m Fußweg zur nächsten ÖPNV-Haltestelle zum Maßstab nimmt.

Einige Haltestellen sind noch nicht barrierefrei.

Fragen und Rückmeldungen der Bürger*innen

Das Interesse an Beiträgen, Statements und Fragen der Zuhörer*innen war erwartungsgemäß hoch. Fast alle Fragen kamen tatsächlich von Anwohner*innen des Untersuchungsgebiets.

Themen waren u.a.

  • Perspektive für Sanierung der Kopfsteinpflatzerstraßen
  • Parkplatzsituation wird nicht als zufriedenstellend wahrgenommen. Insbesondere in den Abendstunden werden die 80 bis 85% Auslastung aus der eigenen Erfahrung angezweifelt.
  • Kritik und Bedenken zur 3-spurigen Führung der Kesselsdorfer Straße zwischen Werner- und Rundolf-Renner-Straße
  • Fahrradwege, Verbesserung entlang der Fahrradhauptroute Dresden-West, Einführung von Fahrradstraßen
  • Schulwegsicherheit, Forderung nach Beschilderung und Geschwindigkeitsmessanlagen (“Smiley-Ampel”)
  • Fahrradstellplätze werden durchaus als fehlend wahrgenommen
  • Handwerker bemängeln den Begegnungsverkehr und die Parkplatzsituation bei den Kund*innen im Stadtteil. Die nicht empfohlene Einführung eines Bewohnerparkens begrüßt man.

Fazit

Insgesamt war es eine informative Veranstaltung, die aber wenige, neue Informationen gebracht hat. Eine Revolution im Verkehrsbereich ist entsprechend vom Verkehrskonzept Löbtau nicht zu erwarten. Von einer #Verkehrswende war nicht die Rede. Man hat eine ausführliche Analyse des Ist-Zustands durchgeführt und im großen und ganzen keine großen Mängel im Verkehrsbereich festgestellt.

Von einer Parkraumbewirtschaftung rät man mit diesen Erkenntnissen ab.

In der Präsentation wurde ein großer Schwerpunkt auf den Straßenverkehr und das Thema Parken gesetzt. Die Punkte Fahrradverkehr, Fußverkehr und ÖPNV wurden dann aus Zeitgründen überflogen. Das sollte in zukünftigen Präsentation umgekehrt werden, wenn man dem eigenen Anspruch gerecht werden möchte, von Stadträumen sprechen zu wollen und nicht nur von Straßen.

Ausblick

Noch bis 10.03.2023 nimmt das Amt für Stadtplanung und Mobilität Anregungen zum Verkehrskonzept Löbtau per Mail an verkehrsentwicklungsplanung@dresden.de entgegen.

Ende April soll im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften über die Bürgerdialog-Veranstaltung und das hier gesammelte Feedback berichtet werden.

Im Folgenden wird das Verkehrskonzept fertig gestellt und die Beschlussvorlage für den Gremiendurchlauf vorbereitet. Möglicherweise kommt das Konzept dann in der zweiten Jahreshälfte in den Stadtbezirksbeirat Cotta zur Beratung.

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Grüner Stadtbezirksbeirat, Software-Entwickler und Linux-Administrator, Rad- und Bahnfahrer, Löbtauer seit 1998, Co-Sprecher der Löbtauer Runde